Redaktion: Bevor wir uns dem Thema Elektro-Planung für E-Handwerker widmen, stell dich doch mal bitte selbst kurz vor, Jonathan?
Jonathan Busse: Ich bin Jonathan, 43 Jahre alt und habe mit meinem Mitgründer Christoph die Jetplan gegründet. Und Jetplan, vielleicht für die, die uns noch nicht kennen, ist eine Planungssoftware für Elektroinstallationen: Mit einem Grundriss, der einfach hochgeladen werden kann, entsteht ganz einfach per Drag & Drop ein professioneller Plan inklusive Stückliste.
Wir sind ein junges Unternehmen. Das heißt, meine Rolle bei Jetplan ist sehr vielfältig. Also ich bin im Wesentlichen für Marketing, Vertrieb und auch Customer Success zuständig, wie das heute heißt.
Redaktion: Welche Berührungspunkte hast Du zum Elektrohandwerk? Warum genau diese Branche?
Jonathan: Ja, es ist eigentlich eine längere Geschichte. Ich versuche es mal kurz abzureißen. Ich habe definitiv einen Bezug zur Planung. Also, sowohl mein Mitgründer Christoph als auch ich kommen aus der Architektur, wir haben Architektur studiert. Über verschiedene Stationen bin ich dann bei der Gebäudetechnik, auch bei der Gebäudeautomation und bei der Elektroplanung gelandet. Da sind wir im Prinzip dann über das Problem gestolpert, dass es im Elektrohandwerk einen Bedarf an einer Planungssoftware geben könnte.
Redaktion: Okay, Du kennst also die Praxis in der Planung. Kannst Du bitte mal einen Überblick geben, welche Herangehensweisen aktuell bei der Planung von Elektroinstallationen im Handwerk existieren? Wie läuft das aktuell?
Jonathan: Es ist total vielfältig. Oft geht man mit meinen Kunden in der Rohbauphase auf die Baustelle und zeichnet an. Also so, wie es auch früher schon gemacht wurde. Das hat tatsächlich auch Vorteile. Also nichts ist so anschaulich, als wenn ich mich im Raum bewege und mit dem Finger dahin zeigen kann, wo ich eine Steckdose haben will. Aber es ist natürlich aus vielerlei Gründen im Bauablauf eigentlich problematisch: Es kann passieren, dass am nächsten Tag der Gipser kommt, und schon sind meine Symbole wieder weg. Und ich muss natürlich noch viel Aufwand hineinstecken, alles nachdokumentieren, damit ich meinem Bauherrn gegenüber alles belegen kann und eine saubere Dokumentation habe.
Gängige Praxis ist natürlich auch noch, mit dem Stift auf Papier zu skizzieren und so Symbole mal mehr oder weniger lesbar einzuzeichnen. Mit allen Nachteilen, die Stift und Papier mit sich bringen. Aber es ist unschlagbar einfach und es gibt keine technische Barriere. Man druckt sich den Plan aus und legt los. Also nichts ist einfacher und deswegen wird es auch noch viel praktiziert.
Redaktion: Aber es bleibt dann immer der Zusatzaufwand, dass es in irgendeine Software übertragen werden muss, oder?
Jonathan: Ja, genau richtig. Also meistens ist es ein Zwischenstand, der eigentlich nur unnötigen Mehraufwand bedeutet. Es gibt natürlich auch Hybridformen, wie zum Beispiel: Ich lade mir das PDF aufs Tablet und gehe dann in ein Zeichenprogramm und zeichne händisch in das PDF meine Symbole hinein.
Kein schlechter Ansatz, denn da kann ich einfach herumschieben, radieren und so weiter. Aber ich bekomme keine Stückliste heraus. Ich kann mit den Daten also nicht wirklich etwas sinnvoll nachher anfangen.
Und dann gibt es natürlich auch noch die hochprofessionelle Planungssoftware. Die gab es schon vor Jetplan, die wird es auch immer geben. Aber vielleicht auch an der Stelle, wie wir auf den Gedanken gekommen sind, dass es da vielleicht noch eine fünfte Alternative braucht. Was uns damals aufgefallen ist, als wir 2021 auf dieses Thema geguckt haben: Diese Softwarelösungen waren überwiegend für Ingenieure, also für Fachplaner, konzipiert. Das ist alles hochprofessionelle Software, die vielleicht in abgespeckter Komplexität auch ans Handwerk vermarktet wird. Aber so wie wir den Bedarf im Handwerk eingeschätzt haben, braucht es eigentlich eine Lösung, die sich in mindestens drei Punkten komplett von dem unterscheidet, was bisher so am Markt verfügbar war.
In erster Linie ist das der Punkt, ich möchte als Handwerker schnell zu einem Ergebnis kommen. Also ich habe ein komplett anderes Nutzungsprofil als Fachplaner oder als Ingenieur, denn ich als Handwerker bekomme die Planungszeit nicht bezahlt. Das ist unbezahlter Aufwand. Doch es ist notwendig: Ich brauche Verbindlichkeit mit meinen Bauherren und auch etwas, um nachher meinem Team auf der Baustelle klare Vorgaben mitgeben zu können. Aber es bezahlt mir eigentlich keiner. Deswegen brauche ich eine Lösung, die mich schnell zu einem Ergebnis führt.
Dementsprechend habe ich gesagt, diese ganze Funktionalität, jetzt einen Grundriss zu erstellen und Wände zu manipulieren, das brauchen wir alles gar nicht. Man lädt einfach einen fertigen Grundriss hoch und setzt dann nachher sozusagen die Elektroplanung darauf.
Der zweite Punkt ist: Aus unserer Sicht muss es viel, viel einfacher gehen. Es ist unbezahlter Aufwand und ich verdiene als Handwerker mein Brot mit der Hand und nicht mit der Planung. Man macht das auch nicht tagtäglich. Das heißt, es kann sein, dass es ein paar Wochen dauert, bis ich die Software wieder wirklich brauche. Und das kann nicht sein, dass ich dann eine Software habe, die so komplex ist, dass ich mich jedes Mal erst wieder hineindenken muss.
Und der dritte Punkt ist das Thema, es braucht eine mobil nutzbare Software. Ich habe einfach im Handwerk eine andere Herangehensweise. Ich sitze nicht den ganzen Tag am Schreibtisch, sondern bin vielleicht gerade auf der Baustelle in der Baubesprechung und bekomme dort die Änderung mitgeteilt.
Bisher musste ich erst mal alles auf einem Ausdruck skizzieren und dann später in die Software überführen. Aber wenn ich jetzt eine Lösung habe, die mobil ist, wo ich sofort in der Besprechung das Ganze digital einbringen kann, dann spart mir das eine Menge Zeit.
Also diese drei Dinge – einfach, schnell und mobil – sind sozusagen die Leitplanke für unsere Entwicklung der Jetplan-Software.
Redaktion: Was macht denn Jetplan so einfach in der Handhabung für Elektrohandwerker?
Jonathan: Zunächst brauchst Du keinen Download oder Dongle. Du bist vollkommen frei, ob Du jetzt am Microsoft-PC, an einem Mac oder an einem Tablet arbeitest. Du gehst immer über die gleiche Oberfläche über den Browser rein. Du bekommst in der Regel eine Grundrissdatei vom Bauherrn oder vom Architekten, die lädst Du hoch und dann kannst Du sofort loslegen.
Du musst nicht erstmal am Grundriss arbeiten, irgendwie Räume definieren und so etwas. Man kann sofort die Bibliothek öffnen, hat seine Symbole zur Hand, zieht die per Drag & Drop an die richtige Stelle und hat dann noch clevere „Helfer“, wenn es darum geht, z.B. Rahmengruppen aufzubauen, das Ganze sauber zu arrangieren, zu vermaßen und so weiter. So entsteht dann einfach der Installationsplan.
Unsere Maßgabe war, die Software-Lösung muss so schnell sein, dass sie eben auch wirklich Stift und Papier ersetzt. Wenn es zu kompliziert ist, dann lege ich irgendwann das Tablet zur Seite und greife dann doch wieder zum Stift.
Redaktion: Für welche Handwerksbetriebe ist eure Lösung besonders nützlich?
Jonathan: Ich würde sagen, das sind klassische Installationsbetriebe, die ihren Fokus im Wohn- und Gewerbebereich haben. Also Betriebe, die Industrie- und Großprojekte machen, also nur Ausschreibungen, sind nicht Kunden von Jetplan. Also da ist einfach die Projektstruktur anders, dass man wirklich mit einer CAD-Software arbeiten muss.
Aber für alle anderen ist Jetplan interessant, die z.B. im Wohnbau oder bei Gewerbeeinheiten Aufträge haben, auch mal eine Industriehalle oder so etwas ausführen, wo kein Fachplaner im Projekt involviert ist.
Redaktion: Ihr habt jetzt, glaube ich, ein neues Feature herausgebracht, was den Endkunden näher zum Handwerker bringt? Wie funktioniert das?
Jonathan: Stimmt, im Prinzip geht es vielen Elektrikern darum, für ihre Kunden das Meiste aus dem verfügbaren Budget herauszuholen. Also die bestmögliche Installation für das Budget, das die Bauherren zur Verfügung haben. Optimierungshebel sind da z.B. nur über Einkaufspreise möglich, also welches System wird installiert und so weiter. Dann geht es manchmal noch über Eigenleistung. Auch ein ungeliebtes Thema, aber ein großer Hebel für Einsparungen.
Was aber oft außer Acht gelassen wird, ist das Potenzial beim Thema Planung. Also, es gibt einfach Sachen, die kann man den Bauherren nicht abnehmen. Er muss Entscheidungen treffen und seinen Bedarf mitteilen. Und das ist oft das größte Problem: Wenn die Bauherren quasi ohne Vorbereitung und ohne Vorüberlegungen beim Elektriker auftauchen und dann wertvolle Meisterstunden versenkt werden, weil man die Kunden erst mal komplett an die Hand nehmen muss, um einzelne Steckdosen-Positionierungen zu besprechen. Das ist der Worst Case, passiert aber sehr häufig. Da gehen einige wertvolle Meister-Stunden ins Land.
Es gibt natürlich auch die Kunden, denen das Thema Elektroinstallation total wichtig ist, die von sich aus sagen: Hey, ich investiere da Zeit, ich mache mich schlau und ich möchte irgendwie meine Ideen und Wünsche schon mal dokumentieren, dass ich gut vorbereitet zum Erstgespräch beim Elektrofachbetrieb auflaufe. Das sind so die beiden Extreme. Für beide Szenarien gibt es jetzt eine Lösung.
Die Idee: Wir holen bei Jetplan jetzt die Kunden schon früher in die Planung mit rein. Ausgangspunkt ist wieder, dass der Elektriker den leeren Grundriss hochlädt. Und anstatt dass er dann selber, sozusagen sich für den Kunden schon diese Vorüberlegung macht, kann er jetzt einfach den Kunden einladen und sagen: Hier ist deine Planung, da hast du einen sicheren Zugang. Das Ganze ist super easy und der Kunde kann per Drag & Drop schon mal seine Wünsche auf den Plan ziehen.
Man braucht sich da gar nicht tief hineindenken. Es geht erst mal nur darum, wo willst du Steckdosen haben, wo sollen die Leuchten aus der Decke kommen und so weiter? Das kann der Kunde alles schon mal im Plan unterbringen und später spricht man darüber. Das hat den Vorteil, dass sich zum einen die Kunden abgeholt fühlen und zum anderen schon sinnvoll mitarbeiten können. Nicht, wie es vielleicht bisher der Fall war, dass sie irgendwie z.B. in Powerpoint ihre Wünsche zur Elektroplanung festhalten, was dann aber letztendlich umsonst war.
Sie können jetzt in dem Tool, in dem danach der Elektriker auch die Ausführungsplanung macht, schon mal vorarbeiten. Unsere Betriebe, die das jetzt gerade schon im Einsatz haben, berichten von einem enormen Zeitvorteil. Auch, dass die Bauherren jetzt vorbereiteter ins Gespräch gehen und man auf einem ganz anderen Level bespricht.
Wenn ein Auftrag dadurch zwei, drei Meister-Stunden mehr zur Verfügung hat, dann ist das richtig Geld wert.
Redaktion: Also ich glaube, eine solche Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Kunde wirkt auch sehr professionell. Es ist auch nicht jeder ein begnadeter Zeichner und bekommt eine Planung irgendwie anders schön hin. Und es hat noch einen anderen wichtigen Aspekt, die Möglichkeit, vernünftig zu dokumentieren. Da gibt es auch Pflichten für das Handwerk?
Jonathan: Ja, genau, die DIN 18015-1 dann in dem Fall, die auch eine Leitlinie ist, was geplant werden soll. Diese DIN ist im Jahr 2020 noch mal verschärft worden, was die Dokumentation angeht. Das heißt, wenn, das Teil der Ausschreibung oder der Beauftragung ist, dass ich nach DIN ausführe, dann ist es essenziell, dass es so nachher im Grundriss dokumentiert ist, wie es auch ausgeführt wurde.
Was aber tatsächlich oft passiert: Man bespricht eine Planung vor der Ausführung und einigt sich darauf. Aber es gibt einfach immer mal wieder Änderungen, z.B. durch bauliche Gegebenheiten oder der Kunde überlegt es sich anders. Dann wird auf der Baustelle schnell geändert, aber die Planung wird oft nicht mehr angepasst. Und schon haben wir eine Abweichung zwischen Planung und Ausführung. Somit wäre es schon nicht mehr DIN-konform. Jetplan ist so ausgelegt, dass ich eben alles direkt aufnehme und digital anpassen kann. Direkt in der Besprechung. Ich ziehe z.B. die Steckdose einfach dahin, wo sie letztendlich auch installiert wird. Schon ist auch mein Planstand für die Monteure aktuell.
Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch, Jonathan!
Das gesamte Interview kannst Du dir auch als Podcast der E-Show beim watts up-Schwester-Medium Handwerker Radio anhören:
#65 Interview mit Jonathan Busse von Jetplan
Weitere Informationen zur Elektroplanungssoftware von Jetplan findest Du unter: www.jetplan.de
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