
Im Elektrohandwerk gibt es aktuell weniger offene Stellen – aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise und der damit verbunden Unsicherheit. Trotzdem sucht jeder zweite Betrieb neue Mitarbeiter. Stark begehrt sind weiterhin Auszubildende.
Die Auswertung der Herbstkonjunkturumfrage des ZVEH bot im Ausbildungsjahr 2025/2026 fast die Hälfte der befragten Betriebe (48 %) einen Ausbildungsplatz an. Besonders oft ausgeschrieben wurde der/die Elektroniker/-in Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik (EGT). Um auf Ausbildungsplätze aufmerksam zu machen, setzte das Gros der Betriebe – neben der eigenen Firmenhomepage (69 %) – auf Job- und Ausbildungsbörsen (55 %) sowie die Arbeitsagentur (53 %). Aber auch Instagram oder TikTok werden immer häufiger für die Azubi-Akquise genutzt (42 %).
Besetzt werden konnten insgesamt 66 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze. Die Quote schwankt aber je nach Ausbildungsberuf deutlich. So entschieden sich rund 70 Prozent der Bewerber für den „Brot-und-Butter-Beruf“ Elektroniker (EGT). Bei den anderen vier e-handwerklichen Berufen liegt die Besetzungsquote unter 50 Prozent.
Grund für die niedrige Besetzungsrate ist die schwierige Bewerberlage. So konkurrieren – trotz der Wirtschaftskrise – aufgrund der demografischen Entwicklung und des steigenden Fachkräftebedarfs viele Branchen um Ausbildungsinteressierte. Das schlägt sich auch auf die Bewerberzahl in den E-Handwerken nieder. So meldeten 52 Prozent der vom ZVEH befragten Betriebe einen Rückgang bei der Zahl der Bewerbungen innerhalb der letzten fünf Jahre. Eine Verbesserung registrierten lediglich 17 Prozent.
Potential sieht der Verband insbesondere bei weiblichen Auszubildenden, deren Anteil nach wie vor ausbaufähig ist. „Viele junge Frauen haben eine Ausbildung im E-Handwerk einfach nicht auf dem Schirm“, so eine Erfahrung von ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser: „Auch, wenn wir im Nachwuchsmarketing bereits erfolgreich mit weiblichen ‚Role Models‘ arbeiten: Wir müssen Frauen noch gezielter ansprechen und für unsere e-handwerklichen Berufe begeistern – mit guten Argumenten, denn bei uns kann man Zukunft aktiv mitgestalten. Zudem ist ein e-handwerklicher Job nicht nur sinnstiftend, sondern auch zukunftssicher.“

80 Prozent der befragten Betriebe gaben an, fünf oder weniger Bewerbungen pro ausgeschriebenem Ausbildungsplatz erhalten zu haben. Jeder sechste Ausbildungsbetrieb erhielt gar keine Bewerbung. „Der Bedarf an Fachkräften ist weiterhin hoch, die Betriebe haben aber zunehmend Probleme, an Auszubildende zu kommen“, erklärt Alexander Neuhäuser: „Da die E-Handwerke ihren Fachkräftebedarf vor allem aus dem Pool der eigenen Auszubildenden decken und da die Zahl der Bewerber durch den demographischen Wandel weiter sinken wird, befürchten wir eine Verschärfung der Lage. Die Dienstleistungen der E-Handwerke sind jedoch Grundlage für das Leben und die Wirtschaft. Angesichts unserer Herausforderungen bei Digitalisierung und Energiewende wird der Fachkräftemangel in den E-Handwerken zu einem gesellschaftlichen und damit politischen Problem werden!“
Parallel zum Rückgang der Bewerbungen vermelden die Umfrageteilnehmer, dass sich die Qualifikation der Bewerber in den letzten fünf Jahren verschlechtert habe. So gaben rund 70 Prozent der ausbildenden Betriebe an, die schulische Vorbildung der Bewerber habe in den vergangenen fünf Jahren abgenommen. Grund für diese Entwicklung könnten die während der Corona-Krise entstandenen schulischen Defizite sein oder auch allgemein Verschlechterungen im Schulsystem. Die e-handwerklichen Zahlen spiegeln damit einen bundesweiten Bildungstrend. „Wir verzeichnen in puncto ,Qualifikation‘ eine asymmetrische Entwicklung: Während die Anforderungen an die Ausbildung aufgrund von Digitalisierung und Energiewende steigen, verschlechtern sich die schulischen Vorkenntnisse der Bewerber“, so Neuhäuser. Das Dilemma: Haben die Betriebe aufgrund eines sinkendem Bewerberangebotes weniger Auswahl, sind sie öfter gezwungen, Abstriche bei der Qualifikation zu machen. Oder aber sie entscheiden sich dafür, einen Ausbildungsplatz doch nicht zu besetzen.
Bei der Herbstumfrage wurde abgefragt, inwiefern e-handwerkliche Betriebe für die Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden auf Alternativen zur klassischen Ausbildung setzen. Hier ergab sich ein klares Bild: So spielen Teil- und Anpassungsqualifizierungen oder auch Umschulungen und die Anerkennung von Berufserfahrung durch eine Externenprüfung nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Lediglich 10 Prozent der Betriebe nutzen demnach solche Alternativen. Eine deutliche Mehrheit gibt an, diese Alternativen entweder gar nicht zu kennen oder sie auch künftig nicht zur Fachkräftegewinnung nutzen zu wollen. Geht es um die Qualifizierung von Fachkräften, führt an der dualen Berufsausbildung nach wie vor kein Weg vorbei. „Auch das ist eine Botschaft an die Politik“, so ZVEH-Hauptgeschäftsführer Neuhäuser. Er fordert von Berlin mehr Unterstützung für das System der dualen Berufsausbildung sowie ein Konzept, diese noch attraktiver zu machen.“
www.zveh.de/die-e-handwerke/berufsbildung.html

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